Tschelentsy

Der Tschelentsy - Ein einsamer Berg


Gleich hinter Weißnaußlitz erhebt sich der Tschelentsy mit einer Höhe von ca. 367 m. Durch seine relative Abgeschiedenheit konnte sich der Berg seit jeher seine Natürlichkeit bewahren. Der Tschelentsy besteht aus Granodiorit und am Westhang aus Zweiglimmergranit. Einige Steinbrüche zeugen davon, dass diese Gesteine früher von den Bewohnern der umliegenden Dörfer als Baumaterial genutzt wurden. Bereits vor 650 Jahren wurde der Berg im Zinsregister des Klosters Marienstern erwähnt, an das Weißnaußlitz Abgaben zu leisten hatte. Der Name Tschelentsy leitet sich wahrscheinlich vom sorbischen Wort celo" (Kalb) ab. So wurde der Berg auch Kälberberg genannt. Auf dem Tschelentsy wachsen zahlreiche Baumarten wie Eichen, Birken, Ahorn, Winterlinden, Ebereschen, Buchen und Fichten. An einigen versteckten Stellen findet man sogar noch die fast ausgestorbene Weißtanne. Einen großen Eingriff in die Natur erfuhr der Berg in den 1970er Jahren. Große Teile des Fichtenbestandes wurden damals der Wirtschaft geopfert. Es entstanden große Kahlschläge, die in Monokultur mit Fichten wieder aufgeforstet wurden. Eine zweite Veränderung brachte die Rückübertragung des Waldes an die ursprünglichen Privatbesitzer nach 1989. Viele zwischenzeitlich verwilderte Waldflächen wurden wieder aufgeforstet, wobei der Mischwaldcharakter des Tschelentsy weitgehend erhalten blieb. Inzwischen sind auch die ehemaligen Kahlschläge wieder zu einem stattlichen Wald herangewachsen. Im Herbst kann man auf dem Berg viele Pilzarten finden. Dank der verbesserten Umweltbedingungen wachsen wieder vermehrt Steinpilze, Birkenpilze, Rotkappen, Maronenröhrlinge und der fast ausgestorbene Pfifferling. Zahlreiche Moose, Farne und Flechten zeugen von einem intakten Ökosystem auf dem Tschelentsy. Im so genannten Trunicht am Fuße des Tschelentsy blühen im Frühjahr Himmelsschlüsselblumen, was vor einigen Jahren noch undenkbar war.

In der Nähe des Trunicht, unterhalb des Kirschberges, kann man mit etwas Mühe einen Stein mit der Inschrift „Loke“ finden. Nach Augenzeugenberichten haben Weißnaußlitzer während des 2. Weltkrieges versucht, sich und ihre Habseligkeiten dort zu verstecken. In der Nähe ist noch eine kleine Vertiefung zu sehen. Ein zweiter Stein mit der Inschrift „1940“ befindet sich am Westhang des Berges an einem fast zugewachsenen Weg. In diesem Jahr wurde der Fichtenwald ringsum gepflanzt. Der Tschelentsy ist ein einsamer Berg, nur selten trifft man auf andere Wanderer. Wer sich ruhig und aufmerksam verhält, kann zahlreiche Tierarten beobachten. Rehe sind keine Seltenheit, mit etwas Glück erspäht man auch ein Wildschwein, Hasen halten sich auf Lichtungen auf und der Fuchs streift durchs Gebüsch, aber auch kleinere Tiere wie Eidechsen und Schlangen liegen gerne in der Sonne und wärmen sich auf. Nicht zu vergessen sind die vielen Vogelarten. Buchfink, Meise, Eichelhäher und viele andere fühlen sich in dieser Abgeschiedenheit sichtlich wohl. Eine pauschale Empfehlung, wie man den Berg erkundet, kann ich nicht geben. Von allen Seiten führen Wege auf und über den Tschelentsy. Einer der schönsten Wege dürfte der Kammweg sein, den man am besten über den Kuhweg von Gnaschwitz kommend erreicht und dann über den Kamm in Richtung "Weißer Stein" absteigt. Vielleicht eine kleine Anregung für den nächsten Spaziergang, es gibt viel zu entdecken.


Nachtrag: Der obige Artikel wurde vor einigen Jahren geschrieben. Damals war die Natur noch einigermaßen in Ordnung. Durch die letzten trockenen Jahre hat die Vegetation auf dem Tschelentsy großen Schaden genommen. Ein massiver Borkenkäferbefall führte schließlich zum Absterben fast aller Fichten. Eine generelle Empfehlung, den Berg zu erkunden, kann ich leider nicht mehr geben. Große Flächen des Berges sind abgeholzt, das Wegenetz leidet unter den Forstarbeiten. Es wird wohl einige Generationen dauern, bis wieder ein natürlicher Wald entsteht.

 

 

 
Dieser Stein, mit dem Namen "W. Loke" ist auf der Südseite des Tschelentsy unterhalb des Kirschberges in der "Schlucht" zu finden. Einige Weißnaußlitzer wollten sich, sowie wahrscheinlich auch persönliches Hab und Gut hier im 2. Weltkrieg verstecken. Gleich daneben findet man ein in den Hang gegrabenes Erdloch.


 
Unmittelbar hinter Weißnaußlitz findet man diesen Stein mit der Jahreszahl "1940" am Aufstieg zum Tschelentsy. In diesem Jahr wurde der angrenzende Wald gepflanzt. Mittlerweile fiel der Wald Stürmen und dem Borkenkäfer zum Opfer.



Winter auf dem Kammweg




Der "Dornröschenweg" unterhalb des Nordhangs.




Unübersehbar, dieses Stück Natur ist besonders geschützt.