Eine (persönliche) Betrachtung zu Funkgeräten der Marke Baofeng und anderen billigen Chinaböllern
Ich werde mir sicherlich den Unmut vieler begeisterter Käufer der Funkgeräte die auf den Namen Baofeng, Pofung, Retevis, Radioddity usw. hören zuziehen. Lese ich die Bewertungen zu solchen Funkgeräten auf Amazon, könnte ich fast denken „Super was die Chinesen da für wenig Geld anbieten!“
Mein Tipp, lasst euch von den oft übertrieben positiven Bewertungen nicht blenden und bleibt in einem gesunden Maß skeptisch. Wer bei einem Baofeng von einem "professionellen" Funkgerät schwärmt ist entweder kein ausgebildeter Funkamateur oder er hat die Lizenz in der Lotterie gewonnen. Ich kann es selbst nicht überprüfen, aber diese Funkgeräte sind sehr oft in Hobbyfunkerkreisen zu finden. Oftmals ist es nicht einmal Unwissenheit über den verbotenen Einsatz, nein es wird sogar noch geprahlt, wie toll die Geräte abseits der Amateurfunkfrequenzen arbeiten. Auch aus diesen Gründen hätte der Gesetzgeber diese Geräte in DL schon lange verbieten müssen. Aber Profit ist geil und so wird bei uns verkauft was China liefert. Beachtet auch, dass diese Geräte eigentlich kaum von seriösen Händlern angeboten werden. Oft sitzen die Verkäufer in China und nur der reine Vertrieb läuft über eine deutsche Adresse. Wirklichen Service werdet ihr nie bekommen, im Garantiefall steht ihr verlassen da. Ich glaube nicht, dass ihr das kaputte Funkgerät auf eure Kosten nach China schickt ................
Billigste Chinaelektronik |
Eine typische "Variante" vom Baofeng UV-5R |
Soll europäischen Normen entsprechen, ein GT-5R |
Quansheng UV-K5, 1. Oberwelle um die -55 dBc |
Warum können aber etablierte Hersteller nicht derartige Geräte, insbesondere für solche Kampfpreise anbieten? Die langläufige Meinung, ich bezahle da schon 50 % Aufschlag für den Namen lasse ich hier nicht gelten.
Die Geschichte dieser Billigheimer begann in unserem damaligen OV mit den Baofeng UV-3R. Zu der Zeit hatte die Schwemme mit Billigfunkgeräten noch nicht eingesetzt, Erfahrungen waren rar gesät. Also wurde gleich eine Sammelbestellung für den ganzen OV in China ausgelöst. Das Funkgerät kostete rund 20 € und versprach viel. Als Relais-Funke sollte es allemal taugen.
Hätte ich schon damals nur etwas Mühe investiert und im Internet nachgeschaut, wäre ich bei Nachrichtentechnik Köditz gelandet. Dieser bot nämlich genau die Modifikationen zu diesem Funkgerät an damit es überhaupt in DL betrieben werden konnte. Das UV-3R produzierte Nebenaussendungen vom Feinsten, ein Mangel der auch heute noch bei nahezu allen diesen Funkgeräten auftritt. Mit einem einfachen tinySA reicht schon die Messung der 1. Oberwelle, um festzustellen, dass die erforderlichen -60 dBc meist nicht erreicht werden. (Ob das in der Praxis eine Rolle spielt sei dahin gestellt. Siehe auch hier: https://www.weissnausslitz.info/Oberwellenmessung.htm.) Nicht ohne Grund geht die Schweizer BAKOM strikt gegen diese Geräte vor, sie sind in der Schweiz schlicht verboten. Dazu kommt eine gruselige Modulation, manche Blechbüchse klingt besser ………….. geschuldet ist das auch den verwendeten Chips die in der Regel nur einen Hub von 2,5 KHz bieten.
Seit dem Erscheinen des sehr verbreiteten Baofeng UV-5R ist es zu einem wahren Wildwuchs an scheinbar zig unterschiedlichen Modellen gekommen. Wer etwas aufmerksam hinsieht wird jedoch schon am Tastaturlayout erkennen, dass quasi fast immer das gleiche Grundprinzip in den Geräten steckt. Nur im Detail finden sich relevante Veränderungen und so leiden die Funkgeräte durchweg unter den gleichen Mängeln. Geradezu kreativ zeigen sich die Chinesen auch bei den Leistungsangaben. Von mittlerweile 10 Watt Sendeleistung ist die Rede, die aber kein Gerät tatsächlich erreicht. Mit riesigen Akku-Kapazitäten wird geworben. Erst kürzlich war zu lesen, dass ein Stück Metall in das Akku-Gehäuse eingebaut wurde, um einen großen schweren Akku vorzutäuschen.
Gibt es eigentlich etwas Positives zu berichten? Eher nicht. Die Bedienung der Geräte ist zumindest für mich ein Grauen. Händisch einen Speicherplatz zu programmieren ist mir nie wirklich gelungen. Wer einmal ein Yaesu in der Hand gehalten hat weiß von was ich spreche bzw. wie man es viel besser lösen kann. Haptisch sind die Geräte optimistisch ausgedrückt dem Preis entsprechend gestaltet. Ein wirkliches Wertgefühl stellt sich bei mir nicht ein, eher denke ich immer an Spielzeug.
Baofeng insbesondere versorgt seine Funkgeräte immer mit kostenloser Programmiersoftware. Aha, doch was Positives! Programmierkabel legt man auch gleich gerne bei. Die bereiten dann leider aber auch sehr oft Probleme. Die Funkgeräte kommen meist schlecht verpackt beim Käufer an. Nicht selten zerbröselt schon die Innenverpackung. Im Schächtelchen findet man in der Regel auch eine Ladeschale mit einem Netzadapter. Beides natürlich billigster Bauart, Berichte über unzulässige Ladeparameter findest du im Internet. Die kurze Gummiantenne ist dann auch noch mehr oder weniger schlecht auf die Amateurfunkbänder abgestimmt.
Was bleibt nun noch als Kaufargument übrig? Ich würde sagen, fast nichts. Selbst für wenig betuchte Funkamateure kann ich diese Geräte nicht empfehlen. Im ungünstigsten Fall steht irgend wann der Messwagen vor der Tür, weil ihr andere Funkdienste stört. Mittlerweile hat das nun endlich die Bundesnetzagentur erkannt und ein Verkaufsverbot für einzelne Funkgeräte der Marke Baofeng verhängt.
Eine kleine Sonderrolle scheint derzeit das Quansheng UV-K5 zu spielen. Es ist nicht als einfacher Nachfolger des UV-5R einzuordnen, denn dafür sind die Unterschiede zu groß, auch qualitativ. Das UV-K5 verfügt über ein völlig anderes Design. Die Firmware kann nun bei Bedarf erneuert werden. Erste nicht repräsentative Messungen ergaben moderate Nebenaussendungen bei der 1. Oberwelle. Der Hub soll 5 KHz betragen, was eine bessere Modulation verspricht. Der Funktionsumfang wurde auf Flugfunkempfang erweitert. Theoretisch lässt sich der amerikanische NOAA-Wetterdienst nutzen. Erstmalig hat es eine normale USB-C Buchse zum Laden des Akkus in ein Handfunkgerät geschafft.
Eine neue Kreation aus China ist das Baofeng GT-5R. Dieses Funkgerät wird ausdrücklich damit beworben, dass es hiesigen Normen entspricht und "man keinen Stress mit Behörden bekommt". Eine Messung ergab tatsächlich brauchbare Werte bei der 1. Oberwelle. Der Hub soll nun auch 5 KHz betragen.
Yaesu bietet seit einiger Zeit auch Einsteigergeräte an. Die kosten etwas mehr, basieren zwar auf den gleichen Chipsätzen, aber drum herum wurde viel mehr Aufwand betrieben. Ein durchaus empfehlenswertes Funkgerät ist z.B. das Yaesu FT-65. Die Modulation ist nicht die beste, weil systembedingt auch nur ein Hub von 2,5 KHz möglich ist, aber HF-seitig arbeitet das Funkgerät sauber. Nachrichtentechnik Köditz bietet zudem eine Modifikation zur Verbesserung der Modulation an.
Schlusssatz: Verabschiedet euch weitgehend von dem Gedanken für 20 oder 30 € ein technisch einwandfreies und den Markenherstellern entsprechendes Funkgerät mit Service und Garantie zu erhalten. "Hauptsache ich bin damit zufrieden" ist angesichts der vielen technischen Mängel kein Argument. Auch die Chinesen können nicht zaubern, haben jedoch durch extrem niedrige Produktionskosten durchaus preisliche Vorteile. Nachrichtentechnik Köditz erklärt euch gerne die technischen Unterschiede zwischen Markengeräten von ICOM, Kenwood oder Yaesu zu diesen billigen Chinaböllern. Ich verspreche euch, ihr werdet staunen.
Spart einen Monat mehr und kauft euch zumindest ein Funkgerät von etablierten Herstellern. Alternativ lohnt sich der Blick in den Gebrauchtgerätemarkt.
DG4DSL, letzte Überarbeitung Mai 2023
http://www.koeditz.org/
http://www.microwave-technologies.com/
Amtsblatt der BNetzA zum Verbot von Baofeng